Thomas Mann – Biographie
Die Familie Mann / Geschichte
Die Familie Mann gehörte damals mit zu den wichtigsten Persönlichkeiten in Deutschland. Sie waren eine sehr reiche und privilegierte Familie. Sein Vater, Thomas Johann Heinrich Mann war Besitzer der Firma Joh. Siegmund Mann, Kommissions- und Speditionsgeschäfte in Lübeck und übernahm 1862, diese im Jahre 1790 gegründete Firma von seinem Großvater.
Dieser starb direkt nach der Übernahme nach nur einem Monat und der Vater musste daher sein gesamtes Geschick einsetzten um die Geschäfte zu leiten. 1869 heiratete er die gebürtige Brasilianerin Julia da Silva-Bruhns. Ihr Vater war der nach Brasilien ausgewanderte Lübecker Kaufmann Johann Hermann Ludwig Bruhns. Ihre Mutter Maria Luiza da Silva entstammte einer reichen, portugiesisch-stämmigen Plantagenbesitzer-Familie. Julia da Silver-Bruhns liebte die schönen Künste. Thomas Mann sagte später einmal, dass er die Disziplin von seinem Vater und das künstlerische von seiner Mutter habe.
Desweiteren war sein Vater ab 1864 Königlich Niederländischer Konsul. 1877 wurde er vom Senat der Freien Reichsstadt Lübeck zum Senator für Wirtschaft und Finanzen gewählt. Er war damit nach dem Bürgermeister der wichtigste Politiker und dem Rang nach Minister eines deutschen Bundesstaates. Am 13. Oktober 1891 starb er in Folge einer Blasenkrebserkrankung.
In seinem Testament veranlasste er die Liquidation der Firma und den Verkauf des Wohnhauses, da seine Söhne „nicht nach seinem Wunsch waren“, und hinterließ so seiner Familie ein beachtliches Vermögen, allerdings wurden nur die Zinsen ausbezahlt. Seine Frau verließ nach seinem Tod Lübeck und zog mit den drei jüngeren Kindern nach München.
Thomas Mann / Kindheit
Paul Thomas Mann wurde am 06. Juni 1875 in Lübeck als zweites Kind von Thomas Johann Heinrich Mann und seiner Frau Julia, geb. da Silva-Bruhns, in Lübeck geboren. Geschwister sind: Heinrich (1871), Julia (1877), Carla (1881), Viktor (1890). Er verbrachte eine gehütete und gepflegte Kindheit in Lübeck. Seine Schulzeit bezeichnet er selbst als stumpfsinnig. Schon früh begann er zu schreiben und beteiligte sich 1893 mit Prosaskizzen und Aufsätzen an der von ihm mit herausgegebenen Schülerzeitschrift „Der Frühlingssturm“. Als Vierzehnjähriger unterschrieb er einen Brief mit „Thomas Mann. Lyrisch-dramatischer Dichter“, man könnte also sagen, dass er schon früh wusste was er mal werden wollte. 1894 verließ er als Obersekundaner, entspricht 11 Klasse Oberstufe, vorzeitig das Gymnasium und ging nach München, wohin die Mutter schon ein Jahr zuvor mit den Geschwistern gezogen war.
Da Thomas Mann zu der Zeit noch minderjährig war, entschied sein Vormund, dass er einen bürgerlichen Beruf ergreifen solle, so wurde er Volontär bei einer Feuerversicherungsgesellschaft. Welche er jedoch nach nur einjähriger Tätigkeit, auf Grund erster Schriftstellerischer Erfolge verließ. Während dieser Zeit entstand seine erste Novelle Gefallen. Er besuchte danach diverse Vorlesungen an der Technischen Hochschule München, um später einen journalistischen Beruf ausüben zu können.
Mit 21 Jahren wurde er volljährig und erhielt monatlich, aus den Zinsen des Vermögens seines verstorbenen Vaters 180 Goldmark, welches ihm ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichte. Von 1895 bis 1886 verfasste Thomas Mann Beiträge für die nationalkonservative Monatsschrift „Das zwanzigste Jahrhundert – Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt“, deren zeitweiliger Herausgeber, sein Bruder Heinrich Mann war.
Das erste Buch
1897 folgte Thomas Mann seinem Bruder Heinrich nach Italien, dort entstand in Zusammenarbeit mit seinem Bruder das „Bilderbuch für artige Kinder“ welches eine Reihe von Kunstgedichten neben eigenhändigen Zeichnungen enthielt. Die Brüder schenkten es ihrer Schwester Carla zur Konfirmation, dieses Unikat gelang nach Carlas Tod (Freitod)in den Besitz des jüngeren Bruders Viktor, welcher es später den Kindern von Thomas Mann übergab, jedoch durch die Emigration 1933 verschwand. Einige Zeichnungen und das Gedicht „Wir waren fünf“, blieben durch die Memorieren Viktor Manns erhalten.
Weiter verfasste Thomas Mann in Italien einige Novellen, unter anderem „Der kleine Herr Friedemann“ und er begann mit dem Roman „Buddenbrooks“. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland, stellte Thomas Mann seine Mitarbeit der Monatsschrift „Das zwanzigste Jahrhundert – Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt“ ein, da der völkische Grundton, sowie darin enthaltene antisemitistische Anklänge ihm missfielen, stattdessen arbeitet er 1898 ein Jahr lang in der Redaktion des Simplicissmus.
1900 wurde er als „Einjähriger-Freiwilliger“ zum Dienst im Münchner Leibregiment eingezogen, wurde jedoch frühzeitig, nach nur drei Monaten, wegen Dienstuntauglichkeit entlassen. Dieses Erlebnis floss in seinem späteren Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ mit ein.
1901 wurde Manns erster Roman „Buddenbrooks“ veröffentlicht, die zweibändige Erstausgabe stieß aber nur vereinzelt auf Resonanz, mit dem Erscheinen der zweiten, diesmal einbändigen Auflage von 1903 gelang Thomas Mann der Durchbruch und das öffentliche Interesse an seiner Person stiegen an.
Einige Figuren des Romans haben Vorbilder aus der Familiengeschichte der Manns, viele Nebenfiguren sind Lübecker Bürgern nachgestaltet. Die Porträtierten waren oft wegen der ironisierenden Darstellung nicht begeistert, sich im Buch wiederzufinden. Bald kursierte eine Liste, die die lebenden Vorbilder identifizierte; eine Lübecker Buchhandlung lieh ihrer Kundschaft die Liste aus. Das Verhältnis der Lübecker zu ihrem prominenten Mitbürger war deshalb lange Zeit gespannt. 1929, 28 Jahre nach seinem Erscheinen, erhielt Thomas Mann für „Buddenbrooks“ den Nobelpreis für Literatur.
Private Wege
1903 kam es zu ersten Missstimmungen zwischen den Brüdern, Heinrich und Thomas Mann. Thomas Mann fühlte sich von seinem Bruder als Künstler zurückgesetzt und kritisierte dessen Bücher, insbesondere das gerade durch seine Bruder veröffentlichte Buch „Die Jagd nach Liebe“, erregte bei ihm Abscheu und Wiederwillen. Der Kontakt brach zwar nicht völlig ab, auch kam es immer wieder zu Annäherungsversuchen, ein künstlerischer Austausch fand jedoch nicht mehr statt.
1904 lernte er Katharina Pringsheim kennen und begann, um sie zu werben. Seine bis dahin nur homoerotischen Schwärmereien gerieten damit ins unwesentliche. Jedoch fanden seine Schwärmereien für „Jünglinge“ in diversen Romanen, unteranderem bei „Buddenbrooks“, „Tonio Kröger“, „Der Zauberberg“ und in „Der Tod in Venedig“ ihren Niederschlag.
Mit dem Entschluss Katia Pringsheim zu heiraten, entschied er sich für ein „geordnetes“ Leben und heiratete in eine der angesehensten Familien Münchens ein. Katharina Pringsheim zögerte zunächst, so dass sich die Eheschließung bis zum 11. Februar 1905 hinauszögerte. In seinem zweiten Roman „Königliche Hoheit“ von 1909 hat Thomas Mann die Brautzeit literarisch verarbeitet. Mit ihr hatte er die sechs Kinder Erika (1905–1969), Klaus (1906–1949, Freitod), Golo (1909–1994), Monika (1910–1992), Elisabeth (1918–2002) und Michael (1919–1977) Mann.
Der Verdacht auf Tuberkulose, zwang seine Frau Katharina zu einem längeren Sanatoriums-Aufenthalt in Davos, einem Ort in der Schweiz. Thomas Mann war von der Atmosphäre, der Klientel und den Schilderungen seiner Frau so angetan, dass die Inspirationen ihm zu seinem späteren Roman „Der Zauberberg“ veranlassten.
1914 bis 1929
Der erste Weltkrieg
1914 bricht der erste Weltkrieg aus. Viele Literaten, darunter Alfred Kerr, Robert Musil, Richard Dehmel und Gerhard Hauptmann, begrüßten den Krieg. Thomas Mann vertrat jedoch einen ehr verhaltenen Patriotismus. Schreiben an seinen Bruder bestätigen dies. In seinen „Gedanken im Kriege“, verteidigt der Dichter seine militaristischen Standesbrüder. Den Kontakt zu seinem Bruder, welcher sich, wie diverse andere Schriftsteller auch, gegen das Geschehen stemmten, hatte er inzwischen abgebrochen. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der „geistigen Strömung“ der Kriegszeit findet in seinem Werk „Betrachtungen eines Unpolitischen“ statt. Dabei sieht sich Thomas Mann immer als Künstler, nicht als Zivilisationsliterat, wie sein Bruder Heinrich an. Nach Drucklegung Ende 1918, erfolgt eine immer stärkere Distanzierung von dieser Phase seines politischen Denkens.
Die Weimarer Republik
Die Ermordung des Reichsaußenministers Walter Rathenau am 24. Juni 1922 veranlasste Thomas Mann öffentlich für die Republik und ihre Werte einzutreten. Mit seiner Rede „Von deutscher Republik“ trat er zum ersten Mal als politischer Mahner und Befürworter der neuen Staatsform auf. Demokratie und Humanität seien eins, und deshalb habe der Mensch danach zu leben, so sein Reden. Er war Mitglied in der liberaldemokratischen Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
1924 stellt er seinen Roman „Der Zauberberg“ fertig und veröffentlicht diesen. Er wird ein großer Erfolg werden. Desweiteren erscheint „Unordnung und frühes Leid“ und „Über die Ehe“. Seine Arbeit an der Tetralogie „Joseph und seine Brüder“ beginnt. Um das Ansehen der Literatur zu heben, wird er als Gründungsmitglied der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste tätig. Insbesondere wandte er sich gegen das damals geltende „Schmutz- und Schundgesetz“, das die schriftstellerische Freiheit einschränkte. Das „Schmutz- und Schundgesetz“, war ein Gesetz zum Schutz von Kindern und Jungendlichen vor jungendgefährdenden Schriften. Es existierte von 1926 bis 1935.
Der Nobelpreis 1929
Bereits 1927 hatten viele spekuliert, dass Thomas Mann den Nobelpreis für seinen Roman „Buddenbrooks“ erhält, dies wurde aber erst am 12. November 1929 endlich Wirklichkeit. Thomas Mann war jedoch sehr enttäuscht darüber, dass nur dieses Werk von der Jury beachtet wurde und nicht auch der Roman „Der Zauberberg“. Das Preisgeld betrug damals 200.000 Reichsmarken. Er beglich damit diverse Schulden und legte den Rest an. Schon in Stockholm, wo er das Preisgeld entgegen nahm, hatte ein Journalist den Manns nahegelegt, das Geld „draußen stehenzulassen“, aber sie verstanden nicht, weshalb. Als sie 1933 aus Deutschland emigrierten, verloren sie einen großen Teil ihres Vermögens, namentlich ihren Immobilien- und anderen Sachbesitz.
1930 bis 1940
Die Reichstagswahl 1930 hatte den Nationalsozialisten einen gewaltigen Stimmenzuwachs beschert. Thomas Mann, der wie viele andere Skeptiker die politische Kraft der NSDAP mit Misstrauen beobachtet hatte, entschloss sich zu einem „Appell an die Vernunft“, einer Rede, die er am 17. Oktober 1930 im Berliner Beethovensaal hielt und die als „Deutsche Ansprache“ in die Geschichte einging.
Der Beifall im Saal war groß, drang jedoch nicht nach draußen durch. Thomas Mann, war einer der wichtigsten prominenten Gegner des Nationalsozialismus, und hatte durch sein hohes Ansehen im Ausland großes Gewicht, aber seine zahlreichen Appelle verhallten ungehört.
Im Februar 1933 jährte sich Richard Wagners Todestag zum 50. Mal. Im Auditorium Maximum der Universität München hielt er die Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“. Sein künstlerisches Schaffen ist durch Richard Wagner bestimmt und dient ihm als großes Vorbild.
Er verlässt nach dieser Rede Deutschland und wird auf Drängen der Kinder Erika und Klaus Mann nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Als alle Mitglieder der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste aufgefordert wurden, gegenüber der nationalsozialistischen Regierung eine Treueerklärung abzugeben, erklärte Mann mit einem Schreiben an den Akademie-Präsidenten Max von Schillings vom 17. März 1933 seinen Austritt. Von der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 blieben seine Werke verschont, nicht aber die seines Bruders Heinrich Mann und seines Sohnes Klaus Mann.
Erste Jahre im Exil
Trotz des Exils, haben Thomas Manns Verleger ihn inständig gebeten, die Deutschen in dieser schweren Stunde nicht alleinzulassen, und sich bereit erklärt, seine Neuerscheinungen auch weiterhin zu veröffentlichen.
Durch das Exil verloren die Manns einen großen Teil ihres Sachvermögens und Geldes. Jedoch kam es nicht zu finanziellen Engpässen, da sie ihr Bargeld in die Schweiz transferieren konnten. Ihre erste Station war Sanary-sur-Mer in Frankreich, dort wurde Thomas Mann durch die Entwurzelung depressiv, konnte aber geheilt werden. Letztlich zogen Sie aber in die Schweiz und wohnten in Küsnacht, in der Nähe von Zürich. Da sein deutscher Pass ablief und er für die Verlängerung nach Deutschland hätte müssen, wo bereits ein „Schutzhaftbefehl“ für ihn auslag, war er zunächst einige Zeit ohne gültigen Pass unterwegs. Das Ausbürgerungsverfahren, von dem ab August 1933 emigrierte Prominente betroffen waren, wurde in seinem Fall zunächst ausgesetzt, jedoch wurde sein Haus einschließlich Inventar beschlagnahmt.
1934 und 1935 reiste er in die USA, diese hatte großes Interesse an seiner Person und gewährte ihm auch ohne gültigen Pass die Einreise. Seinen Sechzigsten Geburtstag feierte er in der Schweiz, wo er überwältigt gefeiert wurde. Am 19. November 1936 erhielt er auf Antrag seinerseits die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verliehen. Nur wenige Wochen nach diesem Ereignis wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Zugleich entzogen ihm die Nazis die Ehrendoktorwürde, welche ihm 1919 von der Universität Bonn verliehen worden war, dieser erhielt er jedoch am 13. Dezember 1946 wieder zurück. In den 1930er Jahren besuchte er auch sechsmal Ungarn und schrieb dort 1936 den Essay „Achtung, Europa!“.
Die endgültige Übersiedlung in die USA, fiel mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland, das sog. Berchtesgadener Abkommen zusammen. Bei seiner Ankunft in New York am 21. Februar 1938 nahm er Stellung zur Lage der Deutschennation und zu seinem Exil. Diese Stellungnahme wurde am nächsten Tag in der New York Times abgedruckt.
(Es ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir. Ich lebe im Kontakt mit der Welt und ich betrachte mich selbst nicht als gefallenen Menschen.)
Seine erste Station des Exils in den USA war Princeton, wo er an der Universität eine Gastprofessur erhielt und Vorlesungen zum Thema Goethe, Wagner, Freud und eine Einführung in den Zauberberg abhielt. Das erste Jahr in den Vereinigten Staaten endete erfolgreich. Er war finanziell abgesichert, seine Werke verkauften sich gut, er unternahm einige Lesereisen, traf wichtige Persönlichkeiten und erhielt fünf Ehrendoktorwürden (Harvard, Yale, Columbia, Rutger und Princeton). Am 6. Juni 1939 startete er zu seiner vorerst letzten Reise nach Europa.
Zugleich arbeitete er an seinem Roman über Goethe, den er im Oktober 1939 beendete und der im gleichen Jahr unter dem Titel „Lotte in Weimar“ erschien.
„Deutsche Hörer!“
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939, brach im In- und Ausland große Bestürzung aus. Diese veranlasste Thomas Mann zu zahlreichen Aktivitäten, er war Mitglied mehrerer Ausschüsse die Emigranten unterstützten, einige davon waren das „Unitarian Service Commitee“ oder das „Commitee for Jewish and Christian Refugees“. Im Oktober 1940 begann er mit den Texten für eine Radiosendung „Deutsche Hörer!“, welche in monatlichen Abständen ausstrahlte. Diese Ansprachen waren gezeichnet durch starke Empfindungen und warnende Worte. Der Titel „Deutsche Hörer!“ wurde bewusst gewählt um zu der deutschen Bevölkerung durchzudringen, dies gelang jedoch nur vereinzelnd, da die Nationalsozialisten das Monopol der deutschen Rundfunkanstalten besaßen. Die Zuhörer waren zwar nur wenige, dafür aber treue.
Eine seiner bekanntesten Ansprachen ist die Sendung vom 14. Januar 1945:
„Wäre dieser Krieg zu Ende! Wären die grauenhaften Menschen erst beseitigt, die Deutschland hierhin gebracht haben, und könnte man anfangen, an einen Neubeginn des Lebens, an ein Forträumen der Trümmer, der inneren und äußeren, an den allmählichen Wiederaufbau, an eine verständige Aussöhnung mit den anderen Völkern und ein würdiges Zusammenleben mit ihnen zu denken! – Ist es das, was Ihr wünscht? Spreche ich damit Eure Sehnsucht aus? Ich glaube es. Ihr seid des Todes, der Zerstörung, des Chaos übersatt, wie sehr Euer Heimlichstes zeitweise danach verlangt haben möge. Ihr wollt Ordnung und Leben, eine neue Lebensordnung, wie düster und schwer sie sich für Jahre auch anlassen wird.“
Sämtliche Einnahmen aus der Sendung spendete Thomas Mann dem British War Relief Fund.
Thomas Mann war einer von nur wenigen in der Öffentlichkeit aktiven Gegnern des Nationalsozialismus, auf die der deutsche Diktator namentlich in seinen Hetzreden einging. Mann revanchierte sich mit Anspielungen auf die rhetorischen Schwächen des „Führers“ und betonte die Richtigkeit seiner eigenen Vorhersagen.
Lebensbeichte
Der Versuch die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen gelang den Manns erst 1944. 1946 wurde er in Chicago operativ wegen einer Lungenkrebserkrankung behandelt. In den Jahren 1943 bis 1947 arbeitete er intensiv an seinem Roman „Doktor Faustus“. Für dieses Projekt befasste er sich intensiv mit den Biografien über Mozart, Beethoven, Berlioz, Hogo Wolf bis hin zu Alban Berg. Mit zeitgenössischen Komponisten wie Strawinsky, Hanns Eisler und Arnold Schönberg nahm er Kontakt auf, um sich in Sachen Musikkomposition unterweisen zu lassen. Adorno lebte damals in der Nachbarschaft und beriet Thomas Mann gern und ausführlich. Weiter beschäftigte er sich mit Dokumentarisches und Historiografisches aus der Luther-Zeit und dem Dreißigjährigen Krieg. Er bezeichnete dieses Buch später als seine „Lebensbeichte“.
1945 bis 1955
Thomas Mann und das Nachkriegsdeutschland
Mit seinem Brief „Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre“ vertrat er die These von der Kollektivschuld der Deutschen, dies führte zu Drohbriefen und Verrisse seines „Doktor Faustus“. Die Bombardierung deutscher Städte während des Zweiten Weltkrieges kommentierte er mit den Worten: „Alles muss bezahlt werden“. Es mussten einige Jahre vergehen, bis sich in der deutschen Öffentlichkeit wieder eine versöhnlichere Haltung gegenüber Thomas Mann einstellte.
Rückkehr nach Europa
Im Juni 1952 kehrten die Manns mit Tochter Erika in die Schweiz zurück. Thomas Mann war enttäuscht von der Entwicklung der USA und wurde durch eine Aussage des Repräsentantenhauses im Juni 1951, welches ihm als „einer der weltweit bedeutendsten Verteidiger von Stalin und Genossen“ bezeichnet hatte, bei dieser Entscheidung gestärkt. Schon 1949 hatte Thomas Mann anlässlich der Feier zu Goethes 200. Geburtstag Deutschland einen Besuch abgestattet. Diese Reise stand unter polizeilichen Schutz, da es im Vorfelde Drohbriefe gab. Die Deutschen nahmen seinen Besuch aber enthusiastisch auf und bejubelten ihn. Seine Reise führte ihn durch die Besatzungszonen, welche die Öffentlichkeit misstrauisch beäugte, von Mann jedoch mit dem Satz kommentier wurde: „Ich kenne keine Zonen. Mein Besuch gilt Deutschland selbst, Deutschland als Ganzem, und keinem Besatzungsgebiet.“
Seine Reisen nach Deutschland wurden zu einer festen Einrichtung. 1954 setzte er seine Arbeit am Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ fort. Zum 150. Todestag von Friedrich Schiller 1955 veröffentlichte Mann den Essay „Versuch über Schiller“ und hielt diesbezüglich einige Reden. 1955 besuchte er ein letztes Mal seine Vaterstadt Lübeck und bekam im Rahmen dieses Aufenthaltes die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Am 12. August 1955 verstarb Thomas Mann achtzigjährig im Zürcher Kantonsspital an einer Ruptur der unteren Bauchschlagader (Aorta abdominales) infolge von Arteriosklerose.
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